Fakten & Kontext
- Ausländeranteil in Wien: Mit 36,4 % ist Wien das Bundesland mit dem höchsten Anteil an ausländischen Staatsbürger:innen (ca. 730 000 Personen von 2 005 760 Einwohner:innen, Stand 1. Jänner 2025). In Österreich leben knapp 9 Mio. Menschen.
- Demokratiedefizit: SOS-Mitmensch gibt an, dass landesweit etwa 82,8 % der Ausländer:innen bereits über 16 Jahre alt sind. Überträgt man diesen Anteil auf Wien, ergibt sich: 730 000×0,828≈605 000 volljährige Nicht-Österreicher:innen, denen in Wien das Wahlrecht fehlt. Sieben von zehn leben seit mindestens fünf Jahren hier, viele sogar länger als zehn. Mehr als 270 000 wurden hier geboren, 83 371 davon sind schon im Wahlalter (SOS-Mitmensch).
- Pass Egal Wahl 2025: Fast 10 000 Menschen aus 112 Ländern nahmen symbolisch teil, darunter 5 634 solidarische Österreicher:innen. Ergebnis unter Nicht-Österreicher:innen: SPÖ 47,7 %, Grüne 19,3 %, KPÖ 14,3 %, FPÖ 8,1 %, ÖVP 5,2 %, NEOS 4,7 % (nicht repräsentativ; SOS Mitmensch).
- Wiener Gemeinderatswahl 2025 (offiziell):
- Wahlberechtigte: 1 109 936
- Abstimmung: 696 345 Stimmen (62,74 % Beteiligung)
- Gültige Stimmen: 681 808 (Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 2025)
- Spitzenreiter: SPÖ 39,38 % | FPÖ 20,35 % | Grüne 14,52 % | NEOS 10,00 % | ÖVP 9,65 % | KPÖ 4,06 % (Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 2025)
Hypothese und Vorgehen
Wir spielen ein Szenario durch: Dürften alle in Wien lebenden Nicht-Österreicher:innen mit Hauptwohnsitz ≥ 5 Jahre wählen, und würden sie – mit einer Beteiligung von 62 % – exakt so votieren wie bei der Pass Egal Wahl, wie sähe das Gesamtergebnis aus?
- Grundlage: 730 000 Ausländer:innen in Wien × 70 % (≥ 5 Jahre) ≈ 511 000
- Annahme: 62 % Wahlbeteiligung → 316 865 zusätzliche Stimmen
- Verteilung: gemäß SOS-Mitmensch-Prozentwerten
- Kombination: Hinzufügen zu den realen 681 808 gültigen Stimmen der Gemeinderatswahl → 998 673 Gesamtstimmen
Hypothetisches Gesamtergebnis
| Partei | Orig. Stimmen | Orig. % | Zusatz-Stimmen | Zusatz-% | Neu-Stimmen | Neu-% | Δ in Prozentpunkten |
| SPÖ | 268 514 | 39,38 % | 151 100 | 47,7 % | 419 614 | 42,02 % | + 2,64 pp |
| FPÖ | 138 761 | 20,35 % | 25 667 | 8,1 % | 164 428 | 16,47 % | – 3,88 pp |
| Grüne | 98 995 | 14,52 % | 61 353 | 19,3 % | 160 348 | 16,06 % | + 1,54 pp |
| NEOS | 68 152 | 10,00 % | 14 912 | 4,7 % | 83 064 | 8,32 % | – 1,68 pp |
| ÖVP | 65 820 | 9,65 % | 16 476 | 5,2 % | 82 296 | 8,24 % | – 1,41 pp |
| KPÖ | 27 657 | 4,06 % | 45 312 | 14,3 % | 72 969 | 7,31 % | + 3,25 pp |
| Gesamt | 681 808 | 100 % | 316 865 | 100 % | 998 673 | 100 % | — |

Analyse: Gewinner und Verlierer
- Gewinner:
- SPÖ profitiert spürbar (+ 2,64 pp) und würde ihren Abstand weiter ausbauen.
- KPÖ gewinnt am stärksten (+ 3,25 pp), da soziale Themen bei der Pass Egal Wahl überdurchschnittlich stark waren.
- Grüne legen moderat zu (+ 1,54 pp) und festigen ihr grünes Profil.
- Verlierer:
- FPÖ büßt aufgrund geringer Zustimmung der Nicht-Österreicher:innen fast 4 pp ein.
- NEOS und ÖVP verlieren jeweils gut 1–2 pp und würden unter 9 % rutschen.
Fazit: Eine Ausweitung des Wahlrechts auf langjährig in Wien Verwurzelte würde das Kräfteverhältnis deutlich links-grüner Verschiebungen begünstigen – während FPÖ, ÖVP und NEOS an relativer Bedeutung verlören. Dies unterstreicht den Einfluss einer bislang ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppe auf das demokratische Bild der Stadt.