Das große Gelände von Evin besteht aus vielen Altbaumbeständen und grünen Flächen. Es könnte wunderbar, als ein Naturpark benutzt werden.  An seine Südseite, wo das Haupttor des Gefängnisses auf vielen Bildern zu sehen ist, grenzt die Autobahn „Yadegar Emam“. Im Norden liegt das Tor für Besucher. Dort grenzt Evin an „Darakeh“, einen der beliebtesten Ausflugsorte in Teheran, wo Hobby-Bergsteiger an den Wochenenden einen Gipfel in der Nähe bezwingen. Im Westen grenzt das Gefängnis an das neu eingerichtete Krankenhaus der Justiz und im Osten kommt man zur Autobahn „Chamran“.  Die Luftlinie zwischen beiden Toren misst etwa 600 Meter, und geschätzte (mithilfe von Google-Maps, versteht sich) 400 Meter in der Breite. Das würde bedeuten, es umfasst eine Fläche von 240.000 Quadratmeter oder 24 Hektar.

In diesem riesigen Gelände sind verschiedene Gebäude (größere und kleinere) eingerichtet, zwischen Bäumen und Grünflächen. Alle Wege zu diesen Gebäuden sind asphaltiert.  Auf der linken Seite (wenn man Richtung Haupttor schaut) liegen die intern miteinander verbundenen Gebäude von Bezirksgericht Nummer 33 (auch „Shahid Moghaddas“) genannt. Eine kleine Tür ist für die Besucher vorgesehen. Ein Eingang in das Gerichtsgebäude von außen ist ebenfalls möglich, damit die Gefangenen dorthin gebracht werden können und das Personal – vor allem Sicherheitskräfte – dort leichter verkehren kann. Das Bezirksgericht 33 ist verantwortlich unter anderem für die Untersuchungen und Vorbereitung von Klageschriften für die politischen Verhafteten.  Es besteht aus mehreren Abteilungen von 1 bis 7, denke ich. Jede Abteilung wird von einem Untersuchungsrichter geleitet. Die großen bzw. wichtigen Fälle werden von der Abteilung 1 übernommen.  Zu meiner Zeit war der Richter „Ghanaatkar“ Leiter der Abteilung 1. Er war der erste Mensch, den ich nach der Verhaftung innerhalb der Justiz gesehen hatte.

Auf der rechten Seite des Haupttors ist eine normale Eingangstür für den Personenverkehr. Durch diese Tür kommen und gehen alle Mitarbeiter der Gefängnisverwaltung, die Sicherheitskräfte sowie auch Gefangene, die auf Hafturlaub oder einen Krankenhausbesuch geschickt werden. Diese Tür führt über zwei Treppenreihen zum Hauptempfangsbereich.  Dort sind Soldaten abgestellt, um Kleidung und Gepäcksstücke zu durchsuchen und Papiere zu kontrollieren.  Im Hauptempfangsbereich an einer Art gemauertem Hochtisch sitzen in der Regel drei Offiziere. Einer davon ist der ranghöchste Diensthabende und verantwortlich unter anderem für alle Aufnahmen, Entlassungen und Zuteilungen. Dem Tisch gegenüber liegen die zwei Durchsuchungsräume. Dem Verhafteten werden alle persönlichen Gegenstände abgenommen (Gürtel, Brieftasche, Karten, Geld etc.) und jedes Stück wird dokumentiert. Er bekommt eine Kopie der Quittung, die er während seiner Verhaftung aufzubewahren hat, wenn er seine Sachen wieder abholen will. Durch die Ausgangstür im Inneren gelangt man direkt in den Hof.
Alle motorisierten Lieferungen, sei es Personen oder Sachen, müssen ausnahmslos durch das Haupttor. Es ist eine Hochsicherheitseinrichtung. Es besteht eigentlich aus zwei großen Toren, die nicht gleichzeitig geöffnet werden können. Alle Autos werden in diesem Raum durchsucht. Wenn man hineinfährt und vor dem zweiten Tor wartet, während das erste Tor geschlossen wird, ist auf der rechten Seite ein großes offenes Zimmer, indem mehrere Soldaten sitzen. Sieprotokollieren alles mit Uhrzeit und Datum. Das zweite Tor öffnet sich erst, wenn sie das zulassen. Auf der linken Seite ist eine große Öffnung in der Wand, genau hinter dem Tisch der Offiziere. Somit hat der Ranghöchste auch eine Verbindung zur Autoeinfahrt.

Der Weg nachdem zweiten Tor verläuft leicht nach rechts. Auf der linken Seite sind die Gebäude des Bezirksgerichts 33. Der Weg führt direkt zu einem großen Parkplatz in der Mitte. Auf der linken Seite ist ein hohes, langes Gebäude, indem die Mitarbeiter der Gefängnisverwaltung ihre Büros haben. Die Sicherheitskräfte übernachten in einem separaten Teil dieses Gebäudes (Soldaten-Schlafräume). Der Gefängnisleiter hat sein Büro in diesem Komplex, im ersten Halbgeschoß auf der linken Seite
Am Ende des Parkplatzes befinden sich mehrere Gebäude. Auf der rechten Seite haben die Fahrer der Dienstwagen und Transportautos einen Raum. Daneben ist eine Sporthalle. Diese wird hauptsächlich vom Personal benutzt. Ab und zu bringen werden auch Gefangene aus den Sektionen nebenan zu dieser Halle gebracht. Die Sektion 1 befindet sich genau in der Mitte. Einige Stufen führen zu dieser Sektion, die im Vergleich zu anderen Sektionen viel kleiner ist, bestehend aus einem langen Korridor, von dem links und rechts Zimmer abgehen, in Summe sind es vier, denke ich. Diese Sektion ist die Quarantäne des Gefängnisses. Jeder, der vom Hafturlaub zurückkommt oder neu aufgenommen wird, übernachtet dort, bevor er einem anderen Bereich zugeteilt wird. Ziel ist es, sie einerseits mit den Gesetzen der Anstalt vertraut zu machen und andererseits sicherzustellen, dass sie nichts in das Gefängnis schmuggeln und auch die Verbreitung ansteckender Krankheiten durch Neulinge zu verhindern.    

Eine schmale Gasse auf der rechten Seite der Quarantäne führt zum Erstaufnahmebereich und zu Sektion 3 (denke ich). Auf der linken Seite führt der Weg zur Einrichtung 2A (auf Persisch heißt sie „Do-Alef“). Diese Einrichtung gehört zum Geheimdienst der Revolutionsgarde (Pasdaran). Zwischen dem Amtsgebäude und diesen Sektionen liegt ein weiteres automatisches Tor, noch größer als das Haupttor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert